Manchmal kann so ein Obsteinkauf im Supermarkt schon sehr aufregend sein. Oder ist es Euch noch nie passiert, dass Ihr Euch gefragt habt ob in der Frucht keimfähige Samen sind?
Ok, ich gebs zu: Ich habe es inzwischen bei fast allen Früchten probiert und weil das Spaß macht, möchte ich jetzt die „Saat des Ausprobierens“ verbreiten, mal sehen ob es klappt?
Wichtige Infos bevor ich mit der Liste starte:
Alle Samen müssen gut vom Fruchtfleisch befreit werden, da es die Keimung hemmt und die Samen sonst schnell schimmeln könnten. Wenn nicht anders erwähnt, werden alle Samen in nährstoffarmem Anzuchtsubstrat ausgesät und benötigen einen warmen, hellen Standort. Das Substrat sollte während der Aussaat gut feucht, aber nicht zu nass gehalten werden.
Lass Keimen von A-Z
Avocado – problemlos, klappt so gut wie immer –
Man nehme einen Avocadokern, lege ihn möglichst mit der kugeligen Seite nach unten auf das Substrat oder steche ihn mit drei Zahnstochern kreuzförmig an, damit er auf einem Glas mit Wasser aufgelegt werden kann. Der „schwebende Kern“ sollte die Wasseroberfläche nur leicht berühren.
Wichtig: Avocados bilden Pfahlwurzeln und wachsen ungerne in die Runde. Wenn ihr sie nach dem Keimen sofort in einen tiefen Rosentopf oder eine Milchtüte pflanzt, überleben sie das nächste Umtopfen besser!
Ananas – es kann klappen –
Kopf ab, ist der schnellste Weg zu einer neuen Pflanze zu kommen. Die Anzucht aus Samen ist langwierig und nur etwas für Geduldige (die Keimung kann bis zu 6 Monate dauern). Für die Schopfbewurzelung schneidet man den Ananasschopf ca 3-5 cm oberhalb der Frucht ab. Das Fruchtfleisch muss komplett entfernt werden und die unteren Blätter werden abgezupft um die darunter liegenden Wurzelansätze freizulegen. Dann steckt man den Schopf bis zum unteren Blatt in feuchtes Substrat oder hängt ihn – dieses Mal ohne die Fakirmethode – wie den Avocadokern in ein Glas mit Wasser.
Hinweis: Viele Früchte werden für den Transport gekühlt und weigern sich dann noch Wurzeln zu bilden. Nicht entmutigen lassen, Ananas sind gesund und man kann davon nie genug essen!
Anzuchtanleitung findet Ihr hier:
Banane – keine Chance –
Ich habe mir mal den Spaß erlaubt und einen – nicht ganz ernst gemeinten Blogbeitrag – verfasst. Leider ist die Anzucht von Bananen nicht ganz einfach und funktioniert nur aus Samen, die man im Fachhandel bekommt oder durch Teilung der Kindel. Die Bananen im Handel enthalten keine keimfähigen Samen.
Datteln –der einfache Weg zur eigenen Palme-
Die Samen werden vom Fruchtfleisch befreit und danach in einen hohen Topf mit Substrat gesteckt. Wie alle Palmen bilden sie relativ schnell Pfahlwurzeln und falls keine hohen Töpfe im Haus sind: Joghurttöpfe, Milchtüten und Co. sind eine echte Alternative.
Hinweis: Wie alle Palmen und immergrüne Pflanzen benötigen Dattelpalmen auch im Überwinterungsquartier (das hell und frostfrei sein sollte) einen durchgehend hellen Standort und werden in einigen Jahren ziemlich groß und schwer.
Granatapfel – leicht –
Das größte Hindernis besteht darin die Samen von der Frucht zu befreien. Man sollte niemals versuchen einen Granatapfel auslöffeln…das endet in einem blutbadähnlichem Zustand der Umgebung. Die einfachste Methode ist es die Frucht mittig aufzuschneiden und dann in einer Schüssel von außen nach innen umzustülpen, so dass die Samen von alleine herausfallen. Ich rate dazu die Samen im Mund vom Fruchtfleisch zu befreien, danach legt man die Samen auf das Substrat – nicht bedecken.
Hinweis: Aus Samen gezogene Granatäpfel blühen sehr spät bis gar nicht. Wenn Ihr wirklich ernten möchtet, dann kauft Euch eine veredelte Pflanze. Ich hatte Punica granatum nana ausgesät. Leider die ganze Packung und hatte plötzlich so viele Pflanzen, dass ich einen Auspflanzversuch gewagt habe. Sie standen jahrelang an einer geschützten Süd-Hauswand in Kombination mit Lavendel und habe nicht geblüht.
Ingwer – Stück für Stück-
Wer Ingwer mag, der sollte es ruhig mit der Vermehrung versuchen. Man nehme ein Stück Ingwer, lege es aufs Substrat und warte ab. Viel Spaß.
Wichtig: Ingwer wird erst geerntet, wenn sich das Grün eingezogen hat, deshalb wird er im Handel auch nur dann verkauft! 😉
Kaktusfeige – etwas für Kakteenfans-
Kakteen sind Überlebenskünstler und deshalb werden die Samen nach dem Säubern nicht sofort ausgesät (kann man aber ruhig mal ausprobieren) sondern sollten einige Tage – oder auch Wochen und Monate- an der frischen Luft getrocknet werden. Danach werden sie leicht aufs Substart gelegt und nicht bedeckt. Das Substrat sollte nie zu nass sein, aber immer leicht feucht gehalten werden.
Wichtig: Die Kaktusfeigen unbedingt nur mit Handschuhen anfassen. Sollten dennoch einige der fiesen, kleinen Stacheln in Eure Haut gelangen, kann man die mit Klebeband entfernen. Den Versuch habe ich mir erspart (bin doch kein Fakir) 😉
Kaki und Sharon- auf der Suche nach den Kernen-
Kennt Ihr das Sprichwort mit der Nadel im Heuhaufen? Könnte man auch auf Kakikerne umschreiben. Also lieber gleich Pflanzen kaufen!
Kiwi – einfach aber…-
Lecker, lecker Kiwi und sooo viele Kerne. Die keimen auch alle zuverlässig, wenn man sie vom Fruchtfleisch befreit, aber leider werden aus den süßen kleinen Samen ziemlich große Rankpflanzen, die männlich oder weiblich sein können und erst nach 3-8 Jahren blühen. Wenn ihr selber zieht, wisst ihr nicht genau ob ihr wirklich bestäubungsfähige Partner habt?!
Hinweis: Wenn Ihr unbedingt eine Kiwi im Garten haben möchtet, dann holt Euch im Handel eine selbstbestäubende Sorten. Es lohnt sich!
Litchi- leicht keimende Superzicken-
Reife Litchies erkennt man an ihrer leicht rötlichen Farbe. Die Samen werden – wie immer – vom Fruchtfleisch entfernt und ca. 1-2cm ins Substrat gedrückt.
Hinweis: Litchipflanzen wachsen schwach bis gar nicht und gehen in regelmäßigen Abständen ein. Sollte man es trotzdem schaffen sie bis zum 3. Lebensjahr zu kultivieren, dann muss man sich leider damit abfinden, dass sie 2-3 Jahre eine komplette Wachstumspause machen! Egal wie man sie pflegt, die haben immer braune Blattspitzen! Kann manchmal frustrierend sein….
Mango – manchmal schwierig-
Je nach Reifegrad der Frucht lässt sich das Fruchtfleisch mal mehr oder weniger gut vom harten Kern entfernen, ist aber nicht so schlimm. Der eigentliche Samen befindet sich unter der harten Kernhülle, die vorsichtig von der Seite her geknackt und dann vorsichtig geöffnet wird. Den Samen legt man waagerecht oder senkrecht aufs Substrat. Um die Luftfeuchtigkeit gleichmäßig zu gewährleisten stülpt man eine Tüte oder einen durchsichtigen Becher über den Topf.
Hinweis: Wie bei Ananas besteht auch bei Mangos das Problem, dass sie teilweise unreif geerntet und/oder stark gekühlt werden und dadurch ihre Keimfähigkeit verlieren. Und wichtig: Nach dem Keimen auch sofort in einen tiefen/hohen Topf pflanzen. Das sind auch Pfahlwurzler!
Maracuja, Grenadilla und Co – ab in den O-Saft-
Liest sich komisch ist aber so. Die Samen keimen besser, wenn sie mindestens über Nacht in Orangensaft eingelegt werden. Dann ab ins Substrat, nur leicht bedecken und keimen lassen.
Wichtig: Solltet Ihr irgendwann Früchte ernten würdet, benötigt ihr immer eine genfremde andere Sorte zu Bestäubung, sonst bleiben die Früchte hohl!
Oliven – lieber Pflanzen kaufen –
Oliven mit Stein gibt es so gut wie gar nicht zu kaufen und die konservierten Früchte keimen nicht mehr. Selbst Olivenstecklinge wurzeln nicht zuverlässig und da das alles keinen Spaß macht, lohnt es sich gleich eine fertige Pflanze zu kaufen.
Papaya – leicht, aber…-
Wie immer: Samen vom Fruchtfleisch befreien, abspülen und ab ins Substrat. Papayas mögen hohe Luftfeuchtigkeit. Das bedeutet nach dem Keimen: Beutel drüber oder ständig besprühen. Ich habe es bisher noch nie geschafft sie über das 2. Keimblatt hinaus zu kultivieren, aber vielleicht habt ihr mehr Glück.
Pitahaya- siehe Anzucht Kaktusfeige –
Physalis/Kapstachelbeeren/Tomatillos – einfach-
Früchte kaufen, vom Fruchtfleisch befreien, aufs Substrat legen und nur leicht bedecken, fertig.
Geheimtipp: Rosa Pfeffer aus der Gewürztüte
Tamarillos – geben Gas –
Die rötlichen Früchte ähneln zwar Tomaten und tragen auch den deutschen Namen: Baumtomate, gehören aber zu einer anderen Pflanzengruppe.
Was sie definitiv gemeinsam haben: Vom Fruchtfleisch befreit, keimen sie an einem warmen und hellen Standort ziemlich zuverlässig.
Hinweis: Die Pflanzen tragen den Namen Baumtomate nicht ganz zu unrecht (siehe Foto) und ihre Haltung ist nicht einfach, weil die Blätter ein Blattlausmagnet sind, komisch riechen und die Pflanzen gerne ihre Töpfe sprengen und sehr viel Platz benötigen.
Pflanzenporträt findet Ihr hier!
Zitronengras –lohnt sich-
Es ist zwar keine Frucht an sich, aber dennoch kann man die Zitronengrasstummel, die es im Handel zu kaufen gibt relativ einfach bewurzeln. Man stellt sie einfach in ein Glas mit Wasser und wartet. Eigene Ernte garantiert!
Zitrusfrüchte –einfach, machen Spaß –
Zitronen, Orangen und Co haben zwar manchmal gar keine Kerne mehr, weil die weggezüchtet würden, aber an einem warmen und hellen Standort und natürlich in Anzuchtsubstrat keimen sie eigentlich so gut wie immer.
Hinweis: Wer richtig gut schmeckende Früchte ernten möchte, sollte sich Pflanzen kaufen. Bei Samen, weiß man nie genau was für eine Sorte dabei herauskommt und die Pflanzen sind zusätzlich fast immer bedornt (Ur-Gene).
Wie sieht es denn mit der Ernte aus?
Es macht wirklich Spaß, die Pflanzen aus Samen zu ziehen, aber eigentlich wird es fast nie – bis auf einige Ausnahmen – zur Ernte kommen. Meistens benötigen die Pflanzen viel Zeit, viel Platz und/oder viel Wärme um überhaupt zur Blüte zu kommen und ein Kübel ersetz einfach keinen Naturstandort. Wer die Ausaat aber einfach nur sportlich nimmt, der wird jede Menge Spaß dabei haben!
Dann legt mal los und viel Erfolg.
LG Eure Mel