Pflanzen retten leicht gemacht!
Wir reden in letzter Zeit sehr oft über Artenvielfalt und Biodiversität und darüber, dass viele Lebensräume verschwinden und deshalb viele Pflanzen vom Aussterben bedroht sind.
Warum retten wir sie dann nicht?
Jeder Garten ist ein von Menschenhand gestalteter neuer Lebensraum, in dem für uns und die Natur eigentlich genügend Platz vorhanden ist.
In unserem Schrebergarten wachsen mehrere Pflanzen, die auf der Liste der bedrohten Pflanzen stehen und die sich bei uns pudelwohl fühlen. Vielleicht sind das auch Pflanzen für Euch?
Achtung wichtiger Hinweis:
Wir haben alle Pflanzen entweder aus gekauftem Saatgut gezogen oder in Spezialgärtnereien erworben. Solche Pflanzen aus der Natur entnehmen ist nicht nur verboten sondern auch kontraproduktiv und dumm!
Ich stelle vor:
- Ackerringelblumen/ Calendula arvensis
Das Saatgut gibt es inzwischen in gut sortierten Baumärkten oder im Onlinehandel. Die kleine Verwandtschaft von der normalen Ringelblume ist etwas filigraner und zierlicher und bietet die gleichen positiven Eigenschaften wie: Nutzbar als Heilpflanze, Bodenverbesserung, perfekter Mischkulturpartner, insektenfreundlich und selbstständig.
Sie versamt sich wirklich zuverlässig wenn sie offenen Boden vorfindet und lässt sich auch gut „vermulchen“.
Wissenswertes: https://www.pflanzen-deutschland.de/Calendula_arvensis.html
Status: Vom Aussterben bedroht
- Echte Schlüsselblume/ Primula veris
Ein absoluter Frühblüher, nicht sehr konkurrenzstark und vermutlich ein Kaltkeimer. Bei uns wächst sie in der Hotspotzone und hat sich auch schon etwas versamt.
Theoretisch kann sie auch als Heilpflanze genutzt werden und ist essbar. Dafür ist sie uns aber zu schade und sie darf die Insekten füttern, die die Blüten zahlreich besuchen.
Wissenswertes: https://www.pflanzen-deutschland.de/Primula_veris.html
Status: Vorwarnliste
- Guter Heinrich/ Chenopodium bonus-henricus
Eine vergessene, alte, mehrjährige Spinatersatzpflanze. Diese unkomplizierte Staude wächst langsam und versamt sich nur mäßig. Wir haben sie bisher noch kaum gegessen, weil unsere Pflanzen zu klein sind. Einige Falter legen ihre Eier auf den Pflanzen ab, die Blüten sind eher unspektakulär, aber das ist in diesem Falle eh egal.
Wissenwertes: https://www.pflanzen-deutschland.de/Chenopodium_bonus-henricus.html
Status: Gefährdet
- Großer Wiesenknopf/ Sanguisorba officinalis
Die Verwandtschaft von der Pimpernelle ist ebenfalls essbar und mag feuchtere Standorte. Der Ameisenwiesenknopfbläuling, der bevorzugt seine Eier auf der Pflanzen ablegt, ist auch sehr selten geworden, aber auch andere Insekten freuen sich auch über die Blüten. Wenn die Pflanzen groß genug sind, dann kann man die Blätter auch mit ruhigen Gewissen verspeisen.
Wissenswertes: https://www.pflanzen-deutschland.de/Sanguisorba_officinalis.html
Status: Gefährdet
- Echter Eibisch/ Althaea officinalis
Update! Die Mutterpflanze war ein Winter nach dem Auspflanzen schon verschwunden. Ich vermute, dass der Standort zu feucht und dunkel war. Aussaat ist 2024 neu gestartet.
Warum dieser Eibisch bedroht ist, kann ich wirklich nur nachvollziehen, weil er nirgends angeboten wird. Dabei ist er pflegeleicht, standorttreu, trockenresistent und wunderschön. Die Insekten feiern regelrechte Parties auf den Blüten und die silbrigen Blätter sind ein absoluter Hingucker. Verwendet werden eigentlich die Wurzeln, aber dafür ist er uns zu schade. Er darf munter vor sich hin wachsen, allerdings ist unsere -gekaufte- Pflanze noch ziemlich klein. Aus Saatgut ist er aber auch leicht zu ziehen.
Foto folgt, wenn er wieder ausgetrieben ist.
Wissenswertes: https://www.pflanzen-deutschland.de/Althaea_officinalis.html
Status: Gefährdet
- Wilder Sellerie/ Apium repens
Update! Er hat den feuchten Winter 2023/24 nicht überstanden und ist kurz ausgetrieben. Danach haben sich die Schnecken um ihn gekümmert, so dass er jetzt bei uns auch „ausgestorben“ ist😔
Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber Petersilie nervt mich. Es war zwar Zufall, dass ich die Pflanze in einer Spezialgärtnerei entdeckt habe und er ist geschmacklich doch weit vom Sellerie entfernt, aber er ist ein toller, mehrjähriger Ersatz für die Petersilie. Die Pflanze mag es nicht zu trocken und vollsonnig und kann auch gut an einem Teich wachsen. Ein leckerer Lückenbüßer sozusagen. Die Blüten sind unspektakulär und vermehrt wird er am besten über Ausläufer. Kein Wunder, dass er als bedroht gilt. Er verträgt kaum Konkurrenz und wird schnell überwuchert.
Wissenswertes: https://www.pflanzen-deutschland.de/Apium_repens.html
Status: Stark gefährdet
- Venuskamm/ Scandix pecten-veneris
Update! Sind 2024 nicht wieder aufgetaucht. Ich vermute, dass die Schnecken dabei geholfen haben….
Dieses filigrane einjährige Wiesenunkraut hat sich bei uns schon im ersten Jahr selbstständig versamt. Sobald der Bestand etwas größer ist, wird gegessen. Bis dahin muss ich dafür sorgen, dass es immer genügend freien Boden gibt und die zierlichen Pflanzen nicht überwachsen werden. Der Doldenblütler ist also nicht nur essbar sondern auch absolut insektenfreundlich.
Wissenswertes: https://www.pflanzen-deutschland.de/Scandix_pecten-veneris.html
Status: Stark gefährdet
- Weinbergstulpe/Tulipa sylvestris
Ich bin kein Fan von normalen Tulpen. Ich mag alles was sich selber vermehrt und jedes Jahr blüht, also kamen bei uns nur Wildtulpen in Frage. Diese Tulpen verschwinden an ihren Naturstandorten immer mehr und deshalb habe ich mir einige Zwiebeln in der Raritätengärtnerei besorgt. Sie sind jetzt ausgewildert und erfreuen nicht nur unsere Augen sondern auch die Insekten.
Wissenswertes: https://www.pflanzen-deutschland.de/Tulipa_sylvestris.html
Status: Gefährdet
- Sumpfdotterblume/ Caltha palustris
Wir haben unseren Teich vergrößert und da war es eigentlich keine Frage wer bei uns einzieht. Diese erstaunlich zähe Pflanze steht auch im Winter im Wasser und ist schon mehrfach eingefroren. Na und? Sie ist nicht nur ein absoluter Hingucker und Schattenspender, sie ist auch ein guter Eiablageplatz für Molche und „wer auch immer“.
Wissenswertes: https://www.pflanzen-deutschland.de/Caltha_palustris.html
Status: Vorwarnliste
- Fieberklee/ Menvanthes trifoliata
Apropos Teich. Wir haben eine kleine Vergrößerung vorgenommen und jetzt noch Brunnenkresse (links) und Tannenwedel( noch nicht aufgetaucht) gepflanzt. In der Gärtnerei musste ich mich dann für Wasserfenchel oder Fieberklee entscheiden und da ich weiß, dass der letztere als bedroht gilt, ist er auch bei uns eingezogen. Foto folgt.
Wissenswertes: https://www.pflanzen-deutschland.de/Menyanthes_trifoliata.html
Status: Gefährdet
11. Kugelköpfiger Lauch
Wir hatten fast Unmengen im Gemüsebeet (der ist übrigens: Essbar), aber nach dem Winter 2023 und dem Frühjahr 2024 ist er verschwunden. Neue Zwiebeln sind schon gekauft!
https://www.naturadb.de/pflanzen/allium-sphaerocephalon/
Status: Gefährdet
12. Strahlen-Breitsame
Die wuchs bei mir an meinen Patenbaumscheiben vor dem Haus. 2 Jahre. Ich habe sie ausreichend versamen lassen und es auch im Kleingarten versucht. 2024 war sie überall verschwunden!
Wissenswertes:
https://www.naturadb.de/pflanzen/orlaya-grandiflora/
Status: Vom Aussterben bedroht
13. Herzgespann
Was für ein Wucherzeugs. Es fühlt sich im Kleingarten so wohl, dass ich das Aussamen verhindere und die Pflanze auch schon geteilt und ans Biotop umgesiedelt habe. Sollte man wissen, bevor man es in den Garten pflanzt.
Status: Stark gefährdet
14. Jakobsleiter
Ich habe bei der Nachbarin Sämlinge entdeckt und die zu mir übergesiedelt. 3 Jahre sind sie bei mir auch gut gewachsen und haben sich versamt. 2024 sind sie verschwunden oder aufgefressen worden.
Status: Gefährdet
15. Schachbrettblume
Gepflanzt 2023, verschwunden 2024
Status: Gefährdet
16. Süßdolde
Ich habe einen Ableger einer von einer lieben Pflanzenfreundin bekommen, bei der die Mutterpflanze schon seit Generationen wächst. Ausgepflanzt: März 2024 und ihr geht es auch Ende 24 noch blendend!
Tipp: Die schmeckt nach Lakritz und ist deshalb eine Nutzpflanze. Gut zu wissen👍
Status: Extrem selten
17. Grasnelke
Blume des Jahres 2024
Habe ich von der gleichen, lieben Pflanzenfreundin bekommen. Sie hat ein ganzes Beet voll mit der Pflanze und ich hatte etwas Sorge, wegen dem vielen Regen 2024. Glücklicherweise haben auch die Schnecken sie verschont, so dass sie im Oktober noch blühend im Garten wuchs. Vielleicht kann ich nächstes Jahr schon ein Stückchen ans Biotop umsiedeln.
https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/blume-des-jahres-grasnelke-100.html
Status: Vorwarnliste
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